Gemeinschaftliche Gebäudeversorgung (GGV/ Mieterstrom) in Mietwohnungen

Die Gemeinschaftliche Gebäudeversorgung (GGV) ist ein neues Modell, mit dem Mieterinnen und Mieter in Mehrfamilienhäusern direkt von Solarstrom vom eigenen Dach profitieren können. Auf oder an dem Mietshaus wird eine Photovoltaikanlage installiert, der erzeugte Strom wird im Haus gemessen und anteilig den einzelnen Wohnungen zugewiesen. Jede Partei nutzt diesen zugeteilten Solarstrom direkt, der dann von ihrem normalen Strombezug aus dem öffentlichen Netz abgezogen wird. Jede Mieterin und jeder Mieter behält dabei weiterhin einen eigenen Stromvertrag für den Reststrom mit einem frei gewählten Energieversorger. Für Mietwohnungen hat das mehrere praktische Konsequenzen: Zum einen kann der lokal erzeugte Solarstrom häufig günstiger angeboten werden als Netzstrom, weil für diesen Anteil keine Netzentgelte und bestimmte Umlagen anfallen. Zum anderen bleiben die Mieter flexibel, da sie ihren bisherigen Stromanbieter nicht aufgeben müssen, sondern lediglich einen zusätzlichen Vertrag für den Solarstrom aus dem Gebäude abschließen. Wer nicht teilnehmen möchte, kann im Haus ganz normal beim bisherigen Modell bleiben. Rechtlich ist die GGV seit 2024 im Energiewirtschaftsgesetz verankert und wurde als weniger bürokratische Alternative zum klassischen Mieterstrommodell geschaffen. Der Betreiber der PV-Anlage, das kann der Vermieter, eine Eigentümergemeinschaft oder ein externer Investor sein, verkauft nur den tatsächlich erzeugten Solarstrom. Für Zeiten ohne Sonne greift automatisch der reguläre Stromvertrag der Mieter, sodass keine Vollversorgungsverpflichtung entsteht. Das reduziert Aufwand und wirtschaftliches Risiko auf der Betreiberseite und macht das Modell gerade für Wohnungsunternehmen und private Vermieter interessant. Michael Tchiri von der I.M. Solar Tec aus Vreden beschäftigt sich intensiv mit der praktischen Umsetzung der Gemeinschaftlichen Gebäudeversorgung in Mietwohnungsbeständen. Aus seiner Perspektive bietet GGV die Chance, Wohngebäude schrittweise zu „solarisieren“, ohne Mieter zu überfordern: Die Struktur bleibt verständlich, die Abrechnung erfolgt transparent über Smart Meter, und die Bewohner erleben konkret, wie sich Klimaschutz, Versorgungssicherheit und bezahlbare Strompreise im eigenen Haus verbinden lassen. Durch solche Modelle kann die Energiewende dort ankommen, wo viele Menschen leben, mitten im Mietwohnungsmarkt.

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