Schulabsentismus – interdisziplinäre Prävention und Intervention im Kreis Borken

Fachtagung mit über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Borkener Vennehof

Führten gemeinsam durch die Fachtagung zum Thema "Schulabsentismus": (v.li.n.r.) Dr. Christian Zoll (Facharzt in der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Tagesklinik Borken in Trägerschaft des LWL), Kristina Timm (Regionale Schulberatung des Kreises Borken), Brigitte Watermeier (Fachbereichsleitung Jugend und Familie des Kreises Borken), Dr. Sascha Borchers (Leiter der Regionalen Schulberatungsstelle des Kreises Borken), Elisabeth Büning (Fachbereichsleitung Bildung, Schule, Kultur und Sport des Kreises Borken).

„Schulvermeidung“, im Fachjargon „Schulabsentismus“ genannt, beeinträchtigt die Gesamtentwicklung von Kindern und Jugendlichen. Dies kann dazu führen, dass sie die Schule ohne Abschluss verlassen und dadurch ihre gesellschaftliche Teilhabe, berufliche Integration und psychische Entwicklung gefährdet sind. Präventionsmaßnahmen sowie nötigenfalls frühzeitige und wirksame Interventionen sind daher in solchen Fällen erforderlich, die allerdings nur interdisziplinär geleistet werden können. Aus diesem Grund hatte der Kreis Borken Schulleitungen und Beratungslehrkräfte, in Schulsozialarbeit, Jugendhilfe, Erziehungsberatungsstellen und Therapie Tätige sowie Ärztinnen und Ärzte zu einer entsprechenden Fachtagung in den Borkener Vennehof eingeladen. Dabei ging es sowohl um eine Bestandsaufnahme der aktuellen Situation als auch um die Vorstellung von Möglichkeiten für interdisziplinäre Interventionen. Elisabeth Büning, Leiterin des Fachbereichs Bildung, Schule, Kultur und Sport der Kreisverwaltung Borken, begrüßte die mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Dabei verwies sie auf das im Kreis eingeführte, bewährte Präventions- und Interventionssystem. Beschrieben werde es in einer eigens erstellten, für Fachleute kostenfrei erhältlichen Informationsschrift, machte sie zudem deutlich. Schulpsychologin Kristina Timm von der Regionalen Schulberatungsstelle des Kreises Borken referierte aus Sicht der Praxis anschließend darüber, wie Schulabsentismus entsteht und wie interdisziplinäre Zusammenarbeit im ambulanten Bereich (das heißt ohne stationäre Behandlung) der Problematik entgegenwirken kann. Wichtig sei es insbesondere, dass alle Beteiligten ihren Beitrag zur Problemstabilisierung und Lösung erkennen, reflektieren und anpassen müssen. „Die schulpsychologische Erfahrung zeigt, dass Erfolgszuversicht sowie schnelles und entschlossenes Handeln von Erwachsenen entscheidende Wirkfaktoren zur Begegnung von Schulabsentismus sind. Dazu gehören der Mut zur entsprechenden Einordnung des Falles, darauf abgestimmte Interventionen sowie Ausdauer und Wachsamkeit bei der weiteren Umsetzung“, resümierte die Referentin. Dr. Christian Zoll von der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Tagesklinik Borken in Trägerschaft des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe beschrieb danach die Chancen der (teil-)stationären Behandlung, die dann zum Tragen kommen könne, wenn ambulante Unterstützung nicht greife. Eindringlich warnte er vor vermeintlich zielführenden „Umwegen“ wie „Beraterhopping“ und vor den Risiken überzogenen institutionellen Handelns, wie beispielsweise das fortwährende Einholen unterschiedlicher Expertenmeinungen. Dies solle unbedingt vermieden werden, da es wichtige Zeit koste: „Je länger Betroffene nicht zur Schule gehen, desto schwieriger gestaltet sich ihre Rückführung“, betonte Dr. Zoll. In ihrem abschließenden Fazit waren sich beide Fachleute einig: „Schulabsentismus verunsichert alle – Betroffene wie Helfersysteme gleichermaßen. Im Erkennen der Verunsicherung liege aber auch die Chance für Lösungen, an der die Beteiligten ihren jeweiligen Anteil haben. Je sicherer und abgestimmter das Handeln ist, desto besser sind die Erfolgsaussichten.“ Vor diesem Hintergrund verwiesen sie ausdrücklich auf ihr Angebot, auftretende Fälle gemeinsam zu besprechen, um so alle bestehenden Einwirkfaktoren bestmöglich zu nutzen. Zum Abschluss der Veranstaltung moderierte der Leiter der Regionalen Schulberatungsstelle des Kreises, Dr. Sascha Borchers, eine Fragerunde, in der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung ihre alltäglichen Herausforderungen vortragen konnten. Dabei wurde deutlich, dass viele Schulabsentismusfälle im Kreis Borken professionell begleitet werden und Eltern sowie Fachleute sich in ihren Möglichkeiten ergänzen müssen. Mit den Worten: „Schulabsentismus verunsichert. Aber wir lassen uns nicht verunsichern!“ beendete Dr. Borchers dann die Veranstaltung.

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